Am 12. Dezember war am Institut UAG doc. Aleš Urválek aus Brno zu Gast, der sich unter dem Titel „Wenn den Literaten das geschichtsphilosophische Hemd zu eng wird: Transformationen des nichtliterarischen Wissens bei H.M. Enzensberger und B. Strauß“ mit Entwicklungen der deutschen Nachkriegsliteratur befasste. Am Beispiel der beiden genannten Autoren führte er in ein Projekt, das sich mit „Schichtungen“, „Formationen“ innerhalb von Literatur beschäftigt, wie sie etwa auch in der Geologie untersucht werden.
Doc. Urválek, Autor einer groß angelegten und gründlichen Studie über die Deutsche Frage in der deutschen Nachkriegsliteratur, im Vergleich von Historikern und Schriftstellern, konnte zeigen, wie die historischen immer häufiger durch naturwissenschaftliche Paradigmen in der Literatur ersetzt werden. So zeigte er etwa am Exempel von Bothos Strauß „Rumor“ in detaillierten Textanalysen, wie dieser nichtliterarisches Wissen integriert und umformuliert. Ein Ansatz, der reizvoll und vielversprechend ist, nicht zuletzt, weil er sich weit zurückverlegen lässt, etwa bis zu Goethes Arbeiten zur Mineralogie. Der Referent deutete am Ende seines Vortrags und in der lebhaften anschließenden Diskussion an, welche Quellen er zu diesem Projekt noch zu untersuchen gedenkt, wobei vor allem literarische Zeitschriften eine bedeutsame Rolle spielen könnten. Der größere Zusammenhang einer solchen Recherche ist die Frage, nach dem was „Wissen“ war, ist, sein wird. Die Zuhörer erlebten demgemäß interessante Ausflüge in die Vergangenheit wie Zukunft, für die Literatur immer eine ergiebige Quelle sein wird!

